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Zertifizierungen

 

Naturtextil IVN zertifiziert BEST

Dieser, vor allem im europäischen Raum bekannte Standard liegt weit über der Gesetzgebung der europäischen Union. Er ist derzeit der Standard mit den höchsten Ansprüchen an textile Ökologie und zeigt das im Augenblick maximale, realisierbare Niveau auf. BEST spiegelt seit 2000 die vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. (IVN) entworfenen Richtlinien für Naturtextilien wieder und bildet die gesamte textile Produktionskette ab, in ökologischer und sozialverantwortlicher Hinsicht. Bewusst wird hierbei eine eingeschränkte Palette an Qualitäten und Produkten in Kauf genommen.

Die Richtlinien für BEST schreiben vor, dass ein Betrieb über eine „Umweltpolicy“ verfügen muss. In diesem Dokument, das der Zertifizierungsstelle vorgelegt wird, findet man Maßnahmen zur Minimierung und Überwachung von Abfall und Umweltbelastungen und Pläne für Fälle von Abfall- und Verschmutzungsvorfällen oder Dokumentationen zur Ausbildung des Personals zum sparsamen Umgang mit Wasser und Energie, zur richtigen und minimalen Verwendung von Chemikalien und ihrer korrekten Entsorgung sowie Programme zur Verbesserung des Betriebsablaufs in dieser Hinsicht.

Die Grundlage für Textilien aller Art bilden zunächst einmal die Fasern aus denen sie hergestellt sind. Deshalb legt das Qualitätszeichen BEST besonderes Augenmerk darauf. Bei BEST muss die Fläche einer Textilie (also das eigentliche Gewebe oder Gestrick ohne Zutaten wie Reißverschlüsse, Bündchen, Einlagen, Futter, Knöpfe etc.) zu 100% aus Naturfasern bestehen, die aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) oder kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) stammen. Synthetische Fasern, wie z. B. Elasthan, Polyacryl oder Viskose dürfen nur zu höchstens 5% bei Zutaten oder in Ausnahmefällen bei elastischen Stoffen eingesetzt werden, wie beispielsweise bei Bündchen oder Spitze.

In allen Produktionsstufen können gefährliche Substanzen eingesetzt werden, die aber bei BEST zertifizierten Textilien verboten oder nur extrem eingeschränkt zugelassen sind. Die Richtlinie 67/548/ der EU führt eine große Zahl einzelner Gefahrstoffe auf und gibt für jeden dort gelisteten Stoff eine gesetzliche Einstufung und Kennzeichnung vor. Hierbei handelt es sich um die sogenannten „R-Sätze“, also Risiko-Sätze. Bei BEST dürfen grundsätzlich keine Substanzen eingesetzt werden, die hier gelisteten sind: krebserzeugend, Erbgut schädigend, Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigend, schädigen für das Kind im Mutterleib, etc. Bestimmte, besonders bedenkliche Substanzen sind dann noch einmal explizit verboten bzw. stark eingeschränkt.

Bei der Auswahl von Farbstoffen, Pigmenten und Hilfsmitteln – natürliche und synthetischen Farb- und Hilfsstoffe sind zugelassen – gilt es darauf zu achten, dass diese den Richtlinien entsprechen und keine der verbotenen Substanzen enthalten. Hierzu gehört auch, dass keine schwermetallhaltigen Farben (Ausnahme für Eisen) oder aminfreisetzende Azofarbstoffe zugelassen sind. Es sind nur Druckverfahren erlaubt, die auf Wasser oder natürlichen Ölen beruhen, keine Ätzdruckverfahren und aromatischen Lösungsmittel.

Sämtliche Betriebe sind per BEST-Standard dazu verpflichtet, festgelegte Sozialstandards einzuhalten, die in den Betrieben vor Ort bei der Kontrolle überprüft werden. Diese orientieren sich an den Kernnormen der International Labour Organisation (ILO): Es gibt keine Zwangsarbeit oder Sklavenarbeit, Vereinigungsfreiheit und Recht auf Tarifverhandlungen werden respektiert, die Arbeitsbedingungen sind sicher und hygienisch, es wird keine Kinderarbeit verrichtet, es werden existenzsichernde Löhne gezahlt, es gibt keine überlangen Arbeitszeiten, es erfolgt keine Diskriminierung, den Arbeitern wird eine reguläre Anstellung angeboten und grobe oder inhumane Behandlung ist nicht erlaubt.

 

 

Global Organic Textile Standard (GOTS)

Die Ansprüche des GOTS liegen etwas unter denen des NATURTEXTIL IVN zertifiziert BEST und ist somit ein Mindeststandard für Produkte, die der IVN als echte und konsequente Naturtextilien bewertet.

Da sich die beiden Standards in großen Teilen gleichen, sind im folgenden nur die Unterschiede aufgelistet, die zwischen BEST und GOTS bestehen.

Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Richtlinien liegt in der Mindestmenge an zertifizierten Naturfasern im fertigen Produkt. Aus mindestens 70% Naturfasern muss ein Produkt bestehen, wenn es das GOTS Label tragen soll. Höchstens 30% dürfen somit synthetische Fasern oder Viskose sein. Diese 70% der Fasern von Pflanzen oder Tieren müssen aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft oder Tierhaltung (kbA oder kbT) stammen.

Der Standard sieht eine Unterteilung in zwei Kennzeichnungsstufen vor: Ein Textilprodukt mit der GOTS-Kennzeichnung "Bio" bzw. "kbA/kbT" muss mindestens 95% kontrolliert biologisch erzeugte Fasern enthalten, ein Produkt mit der Kennzeichnung "hergestellt aus x% kbA/kbT Fasern" mindestens 70%.

Die Liste zugelassener Farben und Hilfsmittel ist länger als die für BEST. Das Mercerisieren, also die Veredelung von Baumwollgarnen mit Natronlauge zur Erhöhung des Glanzes ist bei GOTS erlaubt. Auch optische Aufheller sind zugelassen.

Bei Zutaten und Accessoires sind Einlagen, Stickgarne oder Bänder aus Viskose erlaubt, müssen nicht unbedingt aus Naturfasern bestehen. Auch Knöpfe aus Kunststoff dürfen beispielsweise eingesetzt werden.

 

 

Fairtrade Certified Cotton

Das FAIRTRADE-System ist weltweit das größte unabhängige Zertifizierungssystem für Baumwolle aus Fairem Handel. Das Fairtrade-Siegel kennzeichnet Textilien aus fair gehandelter Baumwolle, welche vor allem menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Hersteller, aber auch eine umweltverträgliche Produktion unterstützen soll. FAIRTRADE steht für soziale, ökonomische und ökologische Mindeststandards.

Fair gehandelte und mit einem Gütesiegel versehene Produkte werden nach folgenden Kriterien hergestellt:

  • Garantierte Mindestpreise über dem Weltmarktniveau und langfristige Abnahmegarantien für ProduzentInnen
  • Den Aufbau von Schulsystemen oder medizinischer Basisversorgung mit Prämien ermöglichen
  • Kleinbäuerliche Strukturen erhalten
  • Durch naturnahe Anbaumethoden Gewässer und Regenwälder schützen
  • Kein Einsatz gentechnisch veränderter Substanzen
  • Strenge und unabhängige Kontrolle der Ursprungsgarantie

Das Fairtrade-Siegel erfordert nicht, dass die Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau stammen und macht keine Vorgaben für die Zusammensetzung des Textilerzeugnisses. Es sieht aber eine Beschränkung des Einsatzes umweltschädlicher und gesundheitsschädlicher Stoffe und Verfahren vor.

 

KbA Baumwolle - Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau

Baumwolle, die ohne Verwendung von Chemiedünger und synthetischen Pestiziden angebaut wird. Sie wird von Hand geerntet, das heißt, es werden keine chemischen Entlaubungsmittel gespritzt. Angebaut wird in Mischkultur und Fruchtfolge. Zertifiziert wird die Baumwolle von unabhängigen Instituten. Der kontrolliert biologische Anbau verbietet genetische veränderte Organismen und setzt grundsätzlich keine Chemie ein. Mit Hilfe von Düngemitteln wie Mist und Mulch werden dem Ackerboden natürliche Nährstoffe zugeführt. Schädlinge werden mit ungefährlichen Mitteln wie Duftlockstoffen bekämpft, das Unkraut wird mechanisch gejätet. Der Bauer bekommt das Prädikat "kontrolliert biologisch angebaute Baumwolle" zudem nur dann, wenn er seinen Boden mindestens drei Jahre lang chemiefrei bestellt hat. Anschließend erfolgt eine jährliche Kontrolle von unabhängigen Instituten.

Die Bezeichnung "kbA-Baumwolle", Organic Cotton" sagt nichts darüber aus, wie das Rohmaterial weiter verarbeitet wird. D.h. grundsätzlich kann der weitere Produktionsprozess völlig konventionell verlaufen. (Dies ist bspw. bei den meisten "Organic Cotton"-Textilien der Billig-Textilketten der Fall.)

Für uns stellt die Verwendung von Bio-Baumwolle den Mindeststandard dar, den ein Baumwollstoff erfüllen muss, um in unser Sortiment aufgenommen zu werden. Jene Stoffe in unserem Sortiment, die nur die kbA-Zertifizierung führen, stammen aber ohnehin entweder aus Produktionsstätten, die den GOTS-Zertifizierungsprozess noch nicht vollständig durchlaufen haben und/oder werden in Deutschland produziert (womit faire Arbeitsbedingungen gesichert sind) und sind Öko-Tex 100 zertifiziert (und damit schadstoffgeprüft). 

 

KbT - Kontrolliert biologische Tierhaltung

Dies beeinhaltet artgerechte Tierhaltung und Fütterung und den Verzicht auf Masthilfsmittel. Die Tierarten sind an die Klima- und Lebensbedingungen der Region optimal angepasst. Bei kbT-Schurwolle wird beispielsweise konsequent auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet. Dies gilt sowohl für die Tiere, als auch für den Boden, auf dem die Tiere grasen. Durch den Kreislauf gesunder Boden, gesunde Pflanzen werden die Tiere widerstandsfähiger gegenüber dem Parasitenbefall und benötigen in der Folge keine chemische Schädlingsbekämpfung. Die Zertifizierung erfolgt auch hier durch unabhängige Institute.

 

 

Ökotex 100

Der Ökotex-Standard 100 stellt keinerlei Garantie für biologische Produktion dar, im Gegenteil: Sehr oft sind konventionell produzierte Textilien mit diesem Zertifikat versehen und oft werden diese Produkte fälschlicherweise ins Bio-Segment eingeordnet.

Unsere Kriterien für umwelt-, tier- und menschenfreundliche Produktion sind mit dem Ökotex-Standard nicht erfüllt und wir führen daher keine Produkte, die nur dieses Siegel tragen, sondern die Rohstoffe müssen zusätzlich auch aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Bei GOTS oder IVN-Best sind die Ökotex-Kriterien ohnehin erfüllt.

Im einzelnen umfasst der Kriterienkatalog des OEKO-TEX® Standard 100:

  • gesetzlich verbotene Substanzen wie krebserregende Farbstoffe
  • gesetzlich reglementierte Chemikalien wie Formaldehyd, Weichmacher, Schwermetalle oder Pentachlorphenol
  • nach derzeitigem Wissensstand gesundheitlich bedenkliche, jedoch noch nicht gesetzlich reglementierte oder verbotene Substanzen wie Pestizide, allergisierende Farbstoffe oder zinnorganische Verbindungen
  • Parameter wie Farbechtheiten und ein hautfreundlicher pH-Wert, die der Gesundheitsvorsorge des Verbrauchers dienen

Insgesamt gehen die Prüfkriterien deutlich über bestehende Gesetze hinaus und dienten schon häufig als Vorreiter im Hinblick auf gesetzliche Reglementierungen – beispielsweise beim Ausschluss von krebserregenden Azo-Farbstoffen, den strengen Grenzwerten für Formaldehyd sowie dem Verbot von allergisierenden Farbstoffen.