Seit ein paar Tagen ist es endlich soweit und wir können mit Stolz verkünden: Als erster österreichischer reiner Stoff-Händler sind wir GOTS-zertifiziert. GOTS (Global Organic Texile Standard) ist der weltweit führende Standard für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern. Auf hohem Niveau definiert er umwelttechnische Anforderungen entlang der gesamten textilen Produktionskette und gleichzeitig die einzuhaltenden Sozialkriterien. Die Qualitätssicherung erfolgt durch unabhängige Zertifizierung der gesamten Textillieferkette.
Wir haben uns in den letzten Monaten intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt, zunächst mit der Frage, inwieweit eine Betriebszertifizierung für uns überhaupt sinnvoll ist, und dann natürlich mit den GOTS-Richtlinien im Detail.
Eine Zertifizierung kostet nicht gerade wenig Geld und ist dazu mit zeitlichem Aufwand verbunden. Viele Unternehmen schrecken aus diesen Gründen davor zurück, oft fehlt aber einfach auch das Verständnis für die Sinnhaftigkeit einer Zertifizierung, vor allem für jene Betriebe, die nicht mehr direkt in den Produktionsprozess involviert sind. Aktuell ist es aber so, dass man streng genommen auch als Einzelhändler zertifiziert sein muss, um Stoffe als GOTS-zertifiziert anbieten zu dürfen. Zum einen wollten wir diesem Umstand nachkommen, zum anderen gibt es leider auch die zunehmende Tendenz, dass es immer mehr Großhändler gibt, die nicht GOTS-zertifiziert sind, aber dennoch Stoffe unerlaubterweise als GOTS-zertifiziert an den Einzelhandel verkaufen. Die Stoffe können zwar möglicherweise nach GOTS-Kriterien hergestellt sein, da die Lieferkette durch diese Großhändler unterbrochen ist, ist dies aber nicht mehr überprüfbar. Dies hat uns maßgeblich dazu bewogen hier ebenfalls konsequent auf Transparenz zu setzen.
Welche Vorteile bringt es nun also unseren KundInnen, dass wir als Händler GOTS-zertifiziert sind? Und warum dürfen GOTS-Stoffe nur von zertifizierten Händlern als solche verkauft werden?
- Gültige Zertifikate: Nur zertifizierte Händler können ordnungsgemäße Nachweise über die GOTS-Zertifizierung der Stoffe vorlegen. Die so genannten „Transaktionszertifikate“ werden für jede Lieferung, die wir erhalten, auf unseren Namen ausgestellt und sind somit eindeutig jedem einzelnen Stoff zuordenbar. Vor allem für Gewerbekunden können diese Zertifikate zum Nachweis von ökologischer, fairer und schadstofffreier Produktion bedeutend sein. Nicht-zertifizierte Händler können bestenfalls Zertifikate ihrer Lieferanten oder deren Lieferanten vorlegen. Das ist zwar besser als nichts, aber kein gültiger GOTS-Nachweis.
- Automatische Prüfung der gesamten Lieferkette: Als zertifizierter Händler können wir garantieren, dass dort, „wo GOTS drauf steht, auch wirklich GOTS drin ist“. Es gehört zu unseren Pflichten zu prüfen, ob unsere Lieferanten auch tatsächlich für die gelieferten Produkte zertifiziert sind. So kann es bei uns nicht passieren, dass Stoffe, die zwar nach GOTS produziert werden (bzw. im schlimmsten Fall nicht mal das), aber von nicht-zertifizierten Händlern vertrieben werden, als GOTS angeboten werden.
- Keine Kontaminierung durch konventionelle Produkte/Verpackungen: Im Zuge des Zertifizierungsprozesses mussten wir dafür sorgen, ein Ordnungssystem zu schaffen, das garantiert, dass GOTS-Stoffe getrennt von Nicht-GOTS-Stoffen gelagert werden. Diese Vorschrift erklärt, warum die Zertifizierung auch für Betriebe, die nur mit den fertigen Stoffen handeln, so wichtig ist. In unserem Fall ist das Risiko gefährlicher Kontaminierungen aufgrund unseres reinen Bio-Sortiments so gut wie nicht gegeben, aber in Betrieben, die sowohl konventionelle als auch GOTS-Stoffe verkaufen, können bei nicht-getrennter Lagerung schädliche Substanzen aus konventioneller Produktion auf die schadstoffgeprüften GOTS-Stoffe übergehen.
- Rückerverfolgbarkeit jedes bei uns gekauften GOTS-Stoffes: Ebenso war es für die Zertifizierung erforderlich, ein System zu schaffen, das uns ermöglicht, dass jeder GOTS-Stoff, der bei uns gekauft wird, quasi bis zum Baumwollfeld rück verfolgbar ist. Jeder Stoffballen wird mit einer Chargennummer versehen, die auch auf der Rechnung vermerkt wird und damit können wir genau bestimmen, an welchem Tag genau dieses Stück Stoff mit welcher Lieferscheinnummer bei uns angeliefert wurde. Und damit wiederum kann das auch unser GOTS-zertifizierter Lieferant tun, usw.
- Verlässlichkeit durch Mengenflusskontrolle: Zu guter Letzt müssen wir dokumentieren können, dass die Anzahl der verkauften und gelagerten GOTS-Stoffe mit jener, die eingekauft wurden, übereinstimmt. Dies ist ein wichtiger Punkt, warum auch Großhändler, die nicht selbst produzieren, zertifiziert sein müssen. Nur so kann garantiert werden, dass erstens, auch tatsächlich die gesamte verkaufte Menge an GOTS-Ware von zertifizierten GOTS-Produktionsbetrieben stammt und nicht etwa ein Teil der Ware billiger in konventionellen Betrieben hergestellt wird oder zweitens, es nicht zu irrtümlichen GOTS-Kennzeichnungen von Produkten kommt.
Will man als Kunde auf Nummer sicher gehen, dass ein als GOTS-bezeichneter Stoff auch tatsächlich die GOTS-Kriterien erfüllt, ist der sicherste Weg also der Kauf bei einem zertifizierten Händler. Ob ein Händler zertifiziert ist oder nicht, kann man über die GOTS-Datenbank abfragen. Z.B.: http://www.global-standard.org/de/public-database/search/database/search_results.html
Ist der Händler nicht zertifiziert, darf er den Stoff eigentlich nicht als GOTS-zertifiziert bezeichnen. Tut er es dennoch, sollte zumindest der Hersteller zertifiziert sein. Wie bereits oben erwähnt, ist es leider oft so, dass die Unternehmen, unter deren Namen verschiedenste Stoffe hergestellt werden, gar nicht selbst produzieren und die Stoffe auch dann als GOTS-zertifiziert auf den Markt bringen, wenn sie nur in einer GOTS-zertifizierten Fabrik hergestellt werden ohne selbst als Großhändler zertifiziert zu sein. Mit dem Namen des Herstellers/Designinhabers ist auch diese Überprüfung einfach in der GOTS-Datenbank möglich. Z.B.: http://www.global-standard.org/de/public-database/search/database/search_results.html